Jeder ist seines Glückes eigener Schmied


Richard Wiseman von der University of Hertfordshire ist ein Glücks-Experte: In zahlreichen Umfragen und Experimenten ergründet er, was Glück ist und man findet zahlreiche Bücher und Publikationen in welchen er beschreibt, dass Glück lediglich eine Lebenseinstellung sei.

Menschen, die sich selbst als zu wenig von Glück gesegnet einstufen, bekommen genau das, was sie erwarten: Pech.

Grinsender Mann in einem Anzug wirft rote WürfelBild: Luis Louro (Shutterstock)

Menschen jedoch, die sich selbst als Glückspilze beschreiben, so seine Erkenntnisse, haben alle die gemeinsame Charakteristik, dass sie alle gut sind im Suchen und Erkennen von Gelegenheiten.

Wisemans vorgestellte Glücksstrategien sind eigentlich banal: Maximieren von Zufallschancen, Hören auf innere Eingebungen, Vertrauen auf Glück auch in der Zukunft, Erkennen von Glück im Unglück.

Gelegenheit klopft an die Tür


Eine Erklärung, warum manche Menschen weniger erfolgreich als andere sind, findet sich im folgendem Experiment, welches 2003 von Richard Wiseman durchgeführt wurde.

Wiseman’s Experiment ist eine Wiederholung des Stanley Milgram Kleine-Welt-Phänomen Experiments, dessen Hauptaussage ist, dass jeder Mensch (sozialer Akteur) auf der Welt mit jedem anderen über eine überraschend kurze Kette von Bekanntschaftsbeziehungen verbunden ist.

Für das Experiment wurden mittels öffentlicher Ausschreibung Teilnehmer gesucht, und von 500 Bewerbern wurden dann schließlich nach Zufallsprizip 100 Akteure ausgewählt.

Den Teilnehmern der Studie wurde ein Päckchen übergeben mit der Aufgabe, dieses an Katie zu schicken, die Kunstgeschichte an der Universität in Manchester studiert hatte und einst eine Stelle in London in Öffentlichkeitsarbeit inne hatte, 27 Jahre alt ist and gerne Fahrrad fährt.

Die Teilnehmer sollten das Päckchen an jemand übergeben/schicken, den sie persönlich kannten mit dem Ziel, das Päckchen der Endempfängerin Katie näher zu bringen. Die Zwischenempfänger sollten genauso handeln und das Päckchen an jemanden, den sie persönlich kannten, weiterleiten und erstaunlicherweise erreichten 10% aller Päckchen Katie und das nur mittels 4 Mittelspersonen im Durchschnitt.

Andererseits hatten 20% der Teilnehmer, obwohl sie sich umständlich für das Experiment beworben hatten, das Päckchen gar nicht erst auf den Weg geschickt, da sie der Ansicht waren, dass das Päckchen Katie sowieso nie erreichen wird, und/oder weil ihnen niemand einfiel, dem man das Päckchen hätte schicken können.

Alle diese Personen gehörten zur Gruppe, die sich im Vorfeld des Experiments in Interviews selbst eher als “Pechvögel” bezeichnet hatten. Diese Leute hatten es also gar nicht erst probiert, Erfolg zu erreichen, sondern bereits bei der ersten Gelegenheit aufgegeben. (komplette Beschreibung des Experiments hier)

Die Schlussfolgerung liegt daher nahe, dass Glück und Erfolg vom Ergreifen von Gelegenheiten abhängen und dass Menschen, die sich nicht scheuen, Gelegenheiten zu schaffen und zu ergreifen, eher erfolgreich sind.

Glauben an Glück

Wer hat nicht schon mal von “selbsterfüllenden Prophezeiungen” gehört?

Mit diesem Thema hat sich kürzlich Derren Brown befasst und in einer Sendung im Channel4 den Beweis angetreten, dass, wenn Menschen an Glück glauben, man mit Gelegenheiten positiver umgeht und am Ende erfolgreicher ist.

Für das Experiment wurde in einer englischen Kleinstadt das Gerücht gestreut, dass es im Park eine Statue gibt, welche Glück bringt, das Channel4 Team “belohnte” ein paar Leute mit glücklichen Zufällen und half der Verbreitung des Gerüchtes etwas nach.

Innerhalb von nur drei Monaten hatte sich das Experiment verselbständigt, das Gerücht fand zunehmend Verbreitung, die regionale Presse nahm sogar Notiz und viele Leute begannen von glücklichen Zufällen zu berichten (ohne weiteres Zutun des Channel4!).

Das Channel4 Team selbst führte ebenfalls ein paar Experimente durch, und stellte erstaunt fest, dass die Leute, die an die glücksbringende Statue glaubten, tatsächlich überdurchschnittlich erfolgreicher waren als andere.

Diese Leute nahmen Gelegenheiten öfter wahr, konzentrierten sich darauf, mehr Erfolg zu erreichen und hatten sich damit selbst in die Gruppe von Glückspilzen katapultiert.

Es ist Derren Brown mit diesem Experiment auf jeden Fall gelungen, zu zeigen, dass der Glaube an die Existenz eines Glücksbringers, die Einstellung der Menschen positiv ändert, man Gelegenheiten öfter am Schopf packt und damit eher zum Schmied seines eigenen Glückes wird.

Es war wirklich faszinierend, die Sendung und die Entwicklung des Experiments zu sehen: zur Sendung (Englisch).

Jedoch Vorsicht! Allein der Glaube an Glück, auch in Verbindung mit dem Ergreifen von Gelegenheiten, ist keine Garantie für Erfolg (auch wenn Derren Brown’s Sendung das am Ende so zu suggerieren scheint – nicht vergessen, es war schließlich nur eine Show und Derren Brown ist ein Meister der Illusion).

Andererseits ist sicherlich auch der Glaube an Pech und permanentes Auslassen von Gelegenheiten nicht unbedingt ein Garant für ständigen Misserfolg.

Illustration: Vorbereitung - Glück - Gelegenheit

Seneca, ein römischer Philosoph und Politiker (5 BC – 65 AD) hat den Spruch geprägt: Glück ist, was passiert, wenn Vorbereitung auf Gelegenheit trifft.

Man sollte daher die beiden beschriebenen Experimente wahrscheinlich eher wie folgt interpretieren:

Verschicken der Päckchen – Ein großer Freundeskreis und gutes Netzwerk sind mit viel Arbeit verbunden und können daher durchaus zur Menge “Vorbereitung” gezählt werden, und wenn sich dann mal eine Gelegenheit bietet, stellt sich Erfolg (Glück) schneller ein, da es einfach eine größere Teilmege zwischen Vorbereitung und Gelegenheit gibt [um mal in mathematischer Terminologie zu sprechen].

Glauben an einen Glücksbringer – Vorbereitung und viel Arbeit nutzt nicht viel, wenn Gelegenheiten nicht ergriffen werden, wenn sich diese denn mal bieten [die Teilmenge “Glück” bleibt dann einfach leer oder ist unterdurchschnittlich klein].

Des Spielers Trugschluss

Trotz Glauben an Glücksbringer und viel zu vieler Gelegenheiten darf man als Spieler nie vergessen, dass Glück (Erfolg) die Teilmege aus Vorbereitung und Gelegenheit ist.

Spieler neigen jedoch dazu, sich auf die vielen Gelegenheiten zu konzentrieren und im festen Glauben an Glück wird der “Vorbereitung” oftmals weniger Bedeutung beigemessen. Das geht jedoch leider nicht so auf: Definiert man Glück als Teilmenge aus Vorbereitung und Gelegenheit, kann man nicht einfach eine der beiden Hauptmengen (= Vorbereitung) weglassen!

Geschäftsmann drückt Münzen nach oben, um sie vom Herabfall zu stützenBild: Andresr (Shutterstock)

Beim Spielen scheinen genau umgekehrte psychologische Gesetzmäßigkeiten zu gelten als im sozialen Verhalten:

Neigt der Mensch in seiner sozialen Umgebung eher zu Arbeit (Vorbereitung) und ist vorsichtig und zurückhaltend beim Ergreifen neuer Gelegenheiten, scheint es beim Spielen genau umgekehrt zu sein – hier scheint es, dass der Mensch wohl eher zum Ergreifen von Gelegenheiten neigt und die Vorbereitung (Arbeit) auf der Strecke bleibt.

Es sei an dieser Stelle auch daran erinnert, dass Kasinos und Buchmacher ausschließlich von Statistik und Wahrscheinlichkeit Profite realisieren und man lasse sich auch mal den Spruch des Statistikers Chip Denman (Statistics Laboratory at the University of Maryland) auf der Zunge zergehen:

Glück ist nur Wahrscheinlichkeit, welche man persönlich nimmt.

Wenn eine Münze zehn mal geworfen wird und in 10 Würfen acht mal Kopf geworfen wurde, ist es verführerisch zu glauben, dass der nächste Wurf eine Zahl sein muss. Das ist aber falsch.

Die Münze hat keine Erinnerung und der nächste Wurf hat genau wie alle 10 vorhergehenden Würfe eine 50/50 Wahrscheinlichkeit für Kopf oder Zahl.

Margaret Thatcher kommentierte in der Presse ein Lob, dass sie im Alter von neun Jahren einen Schulpreis erhielt, mit folgenden Worten: Es hatte nichts mit Glück zu tun. Ich hatte ihn verdient.

Dennoch neigen Spieler oftmals dazu, an ‘lucky streaks’ oder ‘heiße’ Tipps zu glauben, oder rechnen sogar der Zimmernummer eine besondere Bedeutung zu und… letztendlich, da braucht man sich nichts vorzumachen, verlieren wesentlich mehr Spieler als gewinnen.

Soccerwidow beschäftigt sich mit statistischen Analysen, Wahrscheinlichkeiten von Ereignissen, Auswertung historischer Daten, Strategien von Sportwetten, Erklären von Zusammenhängen, Buchmachermathematik, Wettquoten, etc… Ergreife die Gelegenheit beim Schopfe und werde Gastautor hier im Blog. Wer weiß, zu was diese Gelegenheit im Leben führen wird?

Weiterführende Literatur zum Thema:

Quirkologie: Die wissenschaftliche Erforschung unseres Alltags (Richard Wiseman)

Übernatürlich? Natürlich!: Warum wir an das Unglaubliche glauben (Bruce M. Hood)

What’s Luck Got to Do with It?: The History, Mathematics, and Psychology Behind the Gambler’s Illusion (Joseph Mazur)


Last Update: 24 Juli 2015

Kategorien:Fußball & Wetten Verantwortlich Spielen Wettratgeber



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