Gedanken der Fußballwitwe nach den ersten 14 Monaten


Es ist nun mehr als 14 Monate her, dass ich diesen Blog als mein persönliches Fußball-Antifrustrations-Projekt gestartet habe, da mein Liebster das gesamte Jahr 2010, dann auch noch den 2. Weihnachstfeiertag und die Tage danach ausschließlich vor der Kiste verbracht hat.

Stilvolle verwitwete Frau in SchwarzBild: MaxkateUSA (Shutterstock)

Wir haben damals in Uganda gelebt mit all den wunderschönen Nationalparks, Bergen, fantastischer Landschaft und während ich allein oder mit Freunden im Land rumgefahren bin und jede Ecke erforscht habe, gab es in den Augen meines Mannes ein wichtiges Spiel nach dem anderen, welches nicht verpasst werden durfte.

Für ihn war Uganda das Fußballparadies schlechthin, denn Ugander sind fußballverrückt und stehen, aus mir nicht ganz nachvollziehbaren Gründen, auf die Teams der englischen Premier League.

Das ugandische Fernsehen überträgt jedes Spiel (auch Freundschaftsspiele!), die eines der englischen Premier League Teams beinhalten. War ich bereits in England frustriert, dass mein Mann zu viel Fußball geschaut hat, Uganda hat das Ganze getoppt, denn in England werden wenigstens nur die “wichtigsten” Spiele übertragen und nicht jedes.

Mein Mann hat die gesamten 2 Jahre, die wir in Uganda gelebt haben, vor lauter Fußballspielanschauen weder Land noch Leute kennengelernt, außer den paar Ugandern in seinem Büro und seinem Weg zur Arbeit.

Er hat soviel englischen Fußball geschaut, wie noch nie zuvor in seinem Leben, und ist davon nie müde geworden, wie ich beständig gehofft hatte. Umgekehrt, je mehr Zufuhr, desto größer wuchs das Bedürfnis nach noch mehr… und so ist der Soccerwidow – Blog entstanden, angemeldet am 31.12.2010: meine persönliche Strategie zur Bekämpfung meines Fußballfrusts.

Allerdings, wie bereits in meinem ersten Artikel angekündigt, wollte ich keinen Blog betreiben, in welchem ich mich permanent über meinen Mann und seinen Fußballfanatismus beklage, sondern mein Ziel war, durch Analysen und korrektes Vorhersagen von Spielergebnissen, ihm das Anschauen von Fußballspielen zu versäuern, denn, so meine Meinung, es macht weniger Spaß, sich ein Spiel anzusehen, wenn das Ergebnis bereits im voraus bekannt ist, vor allem, wenn “sein” Team wahrscheinlich verlieren wird.

Hätten beispielsweise Hoffenheim Fans auf meinen Ratschlag gehört, hätten sie sich das Anschauen der Demontage am 10.3. ersparen können:

Es war einfach mal Pech für den TSG im Bundesliga Terminkalender gerade das Spiel erwischt zu haben, in welchem Bayern zuhause seinen 900. Sieg erzielen wollte und ein “Kill” von 7:1 kam daher nicht wirklich unerwartet.

Ich bin immer wieder baff, wieviel unnütze Information im Kopf eines Fußballfans gespeichert ist.

Warum zum Teufel muss man die Namen aller Manager in korrekter Reihenfolge von jedem Team wissen? Frage ich danach (beispielsweise wenn ich einen Betfair-Artikel schreibe), kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen, einschließlich etlicher ungefragter Information, wie die genauen Jahre und welche anderen Teams durch den Manager und wann betreut wurden.

Mein Gott, versteht denn keiner, dass professioneller Fußball nichts anderes ist als ein Riesen kommerzielles Unternehmen, mit Einnahmen aus Rechten, Werbeeinnahmen, Fernsehübertragungen, Verkauf von Merchandise, usw..

Jahreseinkommen von 18 Mio € für einen Fußballspieler sind einfach krank, das hatte nicht einmal Bundespräsident Wulff, und er hatte sicherlich mehr Verantwortung zu schultern als ein Fußballspieler. Millionen Menschen lassen sich von der Kommerzialisierung des Fußballs einlullen und ermöglichen damit den Klubs irre Gewinnmargen.


Last Update: 11 März 2012

Kategorien:Blogberichte



5 Responses to “Gedanken der Fußballwitwe nach den ersten 14 Monaten”

  1. 4 November 2014 at 9:31 am #

    Hallo Fußballwitwe!

    Ich kann ALLES, was Du zum Thema „Fußballsucht“ sagst, nur bestätigen. Ich bin selbst Akademiker (allerdings der geisteswissenschaftlichen Fakultät), eine Beziehung von mir ist genau deshalb gescheitert und ich brauche, nachdem ich die Sucht erkannt habe, jetzt eine psychologische Therapie.

    Die von Dir geschilderten Einzelheiten (Fußballgucken beim Aufbau von Einrichtungsgegenständen), insbesondere der Zweite Weihnachtsfeiertag (Boxing Day) als familiäres Problem, weil da jeder Normale etwas anderes im Kopf hat, das Fußballguckenmüssen trotz wunderbarer Unternehmensmöglichkeiten in der Natur (leider war ich nie in Afrika, sondern es handelte sich um ein hiesiges Mittelgebirge) – all das habe ich genau so erlebt.

    Ich kann Dir gern genauen Aufschluß geben über den Übergang von normalem Fußballgucken (ein Spiel als Spannungserlebnis) zum pathologischen (das einzelne Spiel als Glied einer unbedingt zu vervollkommnenden Serie) und vom Erleben eines Spiels im Stadium als (auch) soziales Erlebnis zum zwanghaften Fußballgucken vor der Glotze mit sozialem Totalverlust. Dabei ist mein Verhältnis zum Fußball auch total unsportlicher, sondern eher statistisch-analytischer Art … Dabei habe ich einen starken Pflichterfüllungsdrang, der sich total von meiner beruflichen Tätigkeit auf das Fußballgucken übertragen hat.

    Schreib mir gerne; auch über Kontakt zu der (befreundeten) Weltjournalisten oder ggfs. ihrem Partner würde ich mich freuen.

    Ich unterschreibe einstweilen mit
    Anonymus

  2. 20 März 2012 at 1:43 pm #

    Falls Du zu diesem Thema mehr diskutieren möchtest, sollten wir lieber zum Seekcharlie Blog wechseln, denn hier gehört das Thema nicht wirklich rein, auch wenn’s heiß ist und für mich wahrscheinlich spannender als Sportwetten… Du hattest das ja auch schon selbst in Deinem ersten Kommentar gesagt. Ich hab’ mich nur wegtragen lassen, da Entwicklungshilfe bei mir unter den Nägeln brennt 😉

    Ja, es ist beängstigend wie unaufgeklärt die Leute sind (aber nicht nur in unserem Land!!!)

  3. 20 März 2012 at 1:22 pm #

    In meinem Studium wird nicht sehr viel dazu angeboten. Aber ich werde vielleicht noch einen Master in Friedens und Konfliktforschung machen.
    Vor 2 jahren habe ich die kritischen Medien für mich entdeckt( alles schall und rauch, politaia, foreignpolicy, AG friedensforschung). dadurch bin ich dazu gekommen, es ist eher eine Art Selbststudium.
    Aber sehr richtig, das problem was ganz Afrika, zum Teil auch lateinamerika hat sind wir, die „Guten“.
    Es ist beängstigend wie unaufgeklärt die Leute in unserem Land sind und wie gerne sie mitspielen bei der Dämonisierung einzelner Verbrecher um sich selbst besser zu fühlen.Mit Entwicklungshilfe habe ich mich bis jetzt weniger beschäftigt, aber was du schreibst, passt sehr gut in das Bild, welches ich habe…

  4. 20 März 2012 at 12:59 pm #

    Ja, ja Uganda… ich habe dort vor ein paar Jahren gearbeitet und musste meine Blauäuigigkeit zum Thema Entwicklungshilfe korrigieren, denn das eigentliche Hauptinteresse aller Herren Länder war (und ist!), sich ihr Stück an den Ressourcen, also am Ölkuchen, zu sichern. Entwicklungshilfeprogramme haben nur ein Ziel, und dieses ist, neue Märkte zu erschließen – Infrastruktur muss entwickelt werden, z.B Straßenbau, um das Öl transportieren zu können und die Arbeiter zu den Orten zu karren; Schulbildung muss entwickelt werden, um ausreichend lokale Arbeitskräfte vor Ort zu haben und Krankenhäuser, um sein Personal einigermaßen gesund zu halten. Klingt natürlich alles schön und rosig, wenn man das als “Entwicklungshilfe” deklariert, und ich musste auf die harte Weise feststellen, dass ich dem Marketing aufgesessen war und tatsächlich an Hilfe für die Dritte Welt geglaubt hatte, so eine Idiotie, zu glauben, dass die entwickelten Länder tatsächlich der dritten Welt helfen wollen. Das Hauptinteresse eines jeden Landes kann nur sein, seine eigene Position zu stärken, alles andere wäre politischer und ökonomischer Selbstmord.

    Entwicklungshilfeländer sind bekannt für Korruption, diese wächst und gedeiht und wird mehr und nicht weniger; allerdings wird diese auch bewusst gefördert von den Geldgebern, da man Interessen in Lager spalten kann und sich dann mit nur wenigen Leuten ganze Länderstriche und Nationen an der Nase rumführen lassen.

    Ich kann ewig zu diesem Thema reden und schreiben, regt mich immer noch auf! Ich werde ganz sicher nie mehr wieder in meinem Leben auch nur einen müden Euro irgendeiner Hilfsorganisation spenden, es sei denn ich will diesen kranken Neukolonialismus unterstützen.

    Friedens- und Konfliktforschung… würde man nicht brauchen, wenn die reichen Länder sich aus den armen Ländern raushalten würden; da ganze Durcheinander wird durch den Kampf um die Ressourcen erzeugt, ist also hausgemacht. Sprecht Ihr über solche Themen auch bei Euch im Studium?

  5. 20 März 2012 at 11:21 am #

    moin,
    herrlich der artikel, habe mir jetzt erst durchgelesen wie du zum wetten gekommen bist. du hast mir mit dem blog und dem betfair blog sehr viel weiter geholfen selber vallue quoten zu erechnen. ich weiß nicht, ob ich nun die perfekte „formel“ habe, aber duch statistische auswertungen komme ich der wahrheit immer näher 🙂
    deinen seekcharlie blog mag ich auch sehr gerne, ich studiere soziologie und interessiere mich sehr für friedens und konfliktforschung. uganda wird jetzt ja gerade wieder sehr aktuell, durch die großen ölvorkommen.
    aber das gehört hier nicht rein 😀
    lg
    LennyK

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